Sportartenübergreifend?! Sportartenunabhängig?!

Wer in den letzten 2 Jahren unsere – Bjoern Tigges und Britta Reilands jeweiligen Aktivitäten verfolgt hat wird auch immer wieder zwei Begriffe gelesen haben: sportartenunabhängig und sportartenübergreifend. Diese tauchen sowohl im sportphysiotherapeutischen Zusammenhang über Britta, im sporttrainerischen bei Björn und was unser Sprungtrainingskonzept „DogSportsJumping“ betrifft bei uns beiden auf.

Eigentlich wäre es ganz chic, wenn es da gar nicht so viel zu erklären gäbe – für jeden von uns sind beide Begriffe sozusagen selbsterklärend. Zugegeben, wir sind da auch echt im Vorteil, denn beide Begriffe sind in unseren Köpfen im Zusammenhang mit unserer eigenen Arbeit entstanden. In der Realität zeigt sich aber immer wieder, dass einige weder mit dem einen, noch mit dem anderen Begriff wirklich was anfangen können, bzw. die Hintergründe dafür nicht erkennen.

Aus diesem Grund hier mal eine kleine Erläuterung von mir, was da so hinter den auf unser beider Mist gewachsenen sportartenunabhängigen und sportartenübergreifendenTrainingsansätzen steckt…

Wie hat alles angefangen?

Wie bei vielen anderen Sporttrainern und Sportphysiotherapeuten ist der Beginn durchaus, als sportspezifisch zu bezeichnen. Björn ist im Dogfrisbee mehr als zu Hause und ich habe als ehemaliger absoluter Nichthundesportler rein aus beruflicher Perspektive schön sportartenspezifisch begleitend zu dem existierenden Hundesporttraining gearbeitet und mich passend zu jedem Hund mit den jeweilig gängigen Trainingsmethoden ihrer Sportart auseinandergesetzt. So weit so gut, das funktioniert definitiv und liefert zufriedenstellende Ergebnisse.

Aber sowohl Bjoern, der schon viel länger im Hundesport steckt, als ich und auch ich, wollten mehr – denn wer sich nur innerhalb festgelegter Grenzen bewegt, verpasst ein paar Möglichkeiten, die sich eigentlich ganz gut nutzen lassen.
Der Aufbau von Sporthunden wird gerade in dem Moment, wo der Fokus auf eine gesunderhaltende und präventiv wirksame Ausbildung gelegt wird zu einer extrem individuellen Sache.

Sportartenspezifisch fehlt oft das Gleichgewicht und die Ausgewogenheit in den Basisfähigkeiten, da schon zu Beginn Schwerpunkte gelegt werden. Jeder von uns beiden möchte aber eine ausgewogene Basis, sowohl körperlich-sportphysiotherapeutisch, als auch bewegungstechnisch-trainerisch und genau in diesem Anspruch liegen die Wurzeln des sportartenübergreifenden und sportartenunabhängigen Trainings für Sport – und Familienhunde.

Gibt es Schnittmengen in unserer beider Arbeit?

Definitiv! Und um es gleich vorweg zu sagen, in der Kooperation zwischen Sportphysiotherapie und Sporttraining sind wir ganz sicherlich kein Einzelfall – es wird da draußen ganz sicher noch weitere Kooperationen zwischen verschiedenen Fachbereichen rund um den Hundesport geben. Das, was bei uns anders ist, ist das jeder von uns in seiner eigenen Arbeit dem sportartenunabhängigen und – übergreifenden Arbeitsansatz folgt.

Viele der Übungen und Trainingsaufbauten werden sowohl unter sportphysiotherapeutischen Ansätzen von Britta, als auch unter sporttrainerischen durch Björn genutzt. Aber wir modifizieren diese in unserer eigenen Arbeit, jeder so, wie er es für seinen Fachbereich braucht. Ich bin keine Sportrainerin und Björn kein Sportphysiotherapeut, jeder hat seinen eigenen Blickwinkel, welcher natürlich um das Wissen der jeweils anderen Perspektive ergänzt wird.

Dabei gibt es z.B. auch unterschiedliche Ansprüche in der Intensität oder der Kombination mit anderen Übungen und manchmal auch in der Schwerpunktlegung, aber auch wenn jeder seinen eigenen Blickwinkel haben muss, durch die Sportartenunabhängigkeit bleiben sehr viele Überschneidungen.

Dies hat zum einen den Vorteil, dass man immer wieder Schnittmengen in den Übungen findet, die sich gemeinsam nutzen lassen, aber auch den Nachteil, dass die Übungen mit den verschiedenen Blickwinkeln durch Björn und Britta sich eben auch gegenseitig beeinflussen. Man muss schon wissen, was man tut 🙂 –

Sportphysiotherapeutisch

Die Ansprüche an die körperlichen Fähigkeiten des Hundes aus der Sicht der Sportphysiotherapie bieten viele Möglichkeiten gemeinsame Basisfähigkeiten unabhängig der jeweiligen Sportart zu finden.
Koordination, ausreichende Bemuskelung, Körperkontrolle, körperliche Flexibilität, aber auch eine gesunde Ausdauer sollten grundsätzlich beim Sporthund gut aufgebaut werden. Hier ist es von Anfang an möglich auf Übungen zurückgreifen, die nichts mit dem eigentlichen Sporttraining zu tun haben. Wichtig ist allerdings, dass man die sportartenunabhängigen Übungen gut durchdacht plant und sich bewusst ist, auf welche Bereiche im Sport tatsächlich Einfluss genommen wird. Auf diese Art kann ich Übungen und Bewegungen aus meinem Blickwinkel heraus so verändern, dass der Hund sich gesünder und auch verletzungsminimierender bewegt. Die Gesunderhaltung des Hundes sollte sich dabei wie selbstverständlich auch auf die Leistungen positiv auswirken und dabei sollte es ganz egal sein, welchen Sport der Hund ausübt. Jeder Sporthund sollte gesund in den Sport hinein gehen, so gesund wie möglich darin verbleiben und ebenso wieder herauskommen.

Sporttrainerisch

Auch aus sporttrainerischer Sicht lassen sich mit dem entsprechenden Gesamtverständnis für die Bewegungen des Hundes viele Bewegungsabläufe aus dem sportlichen Kontext extrahieren und gesondert und sportartenunabhängig effektiv aufbauen und trainieren. Das Wissen, welches „Puzzleteil im sportartenübergreifenden Training“ am Ende zu einem guten Ergebnis im Hundesport führt, nutzt Björn ganz gezielt, um Bewegungsabläufe individuell zu modifizieren und zu optimieren.

Im sportartenübergreifenden Training werden Grundlagen und Bewegungsmuster erarbeitet, die sich dann in verschiedenen Sportarten positiv auf die Leistung und Gesunderhaltung im Hundesport auswirken. Hier steckt viel Verständnis für die absoluten Grundlagen und eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Hundes hinter, die von vornerherein pauschalisierte Traiingsansätze ausschliesst.

Fazit:

Weder Björn, noch ich möchten sportspezifisch begrenzt sein und – über den „Tellerrand schauen“ macht tatsächlich Sinn, ehrlich 😉 –

und wenn man sich dann auch noch die Mühe macht und die Dinge, die man nicht kennt, verstehen möchte und in Eigenarbeit die Grundlagen findet, um dann die richtigen Fragen zu stellen oder Antworten so lange sucht, bis man sie findet – dann funktioniert das auch mit der Übertragungsleistung…

…und aus sportartenspezifischer Arbeit, kann sportartenunabhängiges und sportartenübergreifendes Training werden, welches in der Arbeit mit dem Sporthund eine Vielzahl an weiteren Möglichkeiten zur individuellen Anpassung von Trainingswegen gibt, sowohl sportphysiotherapeutisch, als auch sporttrainierisch ohne durch sporttypische Trainingsmethoden begrenzt zu sein.

Das macht das Training nicht nur effektiver, sondern auch nachhaltiger.

Anmerkung: Wie das Ganze dann im Bereich des „DogSportsJumping“ aussieht, dem sportartenübergreifenden Sprungtraining wird dann mal in einem gesonderten Text erläutert 😉